Sellwerk Websites • Juli 14, 2021

Defibrillator-Therapie?!

Bei einer Herzmuskelschwäche wird oft Patienten ein Herzschrittmacher eingesetzt. Das hilft jedoch nicht allen Patienten. Eine Studie zeigt, dass die nächtliche Atemfrequenz für eine erfolgreiche Therapie von hoher Bedeutung sein könnte.
Patienten mit Herzmuskelschwäche haben ein höheres Risiko an plötzlichem Herztot zu versterben. Je ausgeprägter zudem der Kräfteschwund des Herzens ist, desto eher entwickeln sie Herzrhythmusstörungen, die gefährlich sein könnten.
Unterschreitet die Pumpleistung des Herzens einen bestimmten Schwellenwert, kommt gemäß ärztlichen Leitlinien die Implantation eines automatischen Defibrillators in Betracht. Ein Defibrillator ist dann in der Lage, Herzrasen zu erkennen und mit einem Stromstoß zu beenden. Nur 30 Prozent aller Patienten, die mit solchen Geräten versorgt werden, können hiervon profitieren. Bei den übrigen 70 Prozent ist dies aus unterschiedlichen Gründen nicht der Fall.
Natürlich haben solche Gerätschaften auch oftmals Risiken und nicht nur Vorteile. Die Geräte können brechen oder verrutschen, die Batterien versagen oder auch weitere Defekte auftreten. 

Von großem Nutzen wären daher Indikatoren, mit denen sich der Erfolg der Defibrillator-Therapie besser als bisher abschätzen lässt. Eine besonders aussagekräftige, diagnostische Einschätzung scheint die nächtliche Atemfrequenz zu sein. Dies wurde in einer Studie der TU München herausgefunden. 

Bereits in den siebziger Jahren hatten Ärzte festgestellt, dass Herzkranke mit rascher Atmung vorzeitig versterben. An diese und eigene Beobachtungen anknüpfend, sind die Münchner Wissenschaftler der Frage nachgegangen, ob die – willentlich nicht beeinflusste – nächtliche Atemfrequenz Rückschlüsse auf die Erfolgsaussichten einer Defibrillator-Therapie erlaubt. Hierzu analysierten sie die Gesundheitsdaten von knapp 2000 Männern und Frauen, die durchschnittlich 62 Jahre alt waren und an fortgeschrittener Herzmuskelschwäche litten. Allesamt Kandidaten für eine Defibrillator-Therapie, hatten rund 1400 der Probanden ein solches Gerät erhalten, während die übrigen 600 Herzkranken als Vergleich dienten.15 Prozent der mit einem Defibrillator versorgten Personen starben innerhalb von zweieinhalb Jahren – etwa dreißig Prozent weniger als in der Kontrollgruppe. Ursächlich für den Überlebensvorteil war, dass das Elektroschockgerät bei 100 Patienten ein schweres Herzrasen beendet und damit vermutlich einen plötzlichen Herztod abgewendet hatte. Wie weitergehende Untersuchungen ergaben, handelte es sich bei den Geretteten fast ausschließlich um Personen mit langsamer Nachtatmung. Je rascher umgekehrt die nächtliche Atemfrequenz ausfiel, desto geringer war der Nutzen der automatischen Schockgeber. Die kritische Schwelle betrug dabei 18 Atemzüge pro Minute: Lag die Atemfrequenz darunter, senkte der Defibrillator die Sterblichkeit um rund 50 Prozent und war damit sehr effektiv. Lag die Atmung darüber, zeigte das Verfahren keine therapeutische Wirkung. Versage dieser Regulationsmechanismus, wie im fortgeschrittenen Stadium einer Herzmuskelschwäche zu beobachten, bleibe die nächtliche Atemfrequenz hoch. Eine rasche Atmung sei daher möglicherweise ein Hinweis, dass das Herz seine schwindenden Kräfte nicht mehr – etwa über eine Steigerung des Herzschlags oder andere Mechanismen – kompensieren kann. Entwickle sich dann ein schweres Herzrasen, könne ein Defibrillator nichts mehr erreichen und sei daher nur noch belastend, stellt der Münchner Kardiologe fest. Einer sachgerechten medikamentösen Therapie komme in dem Fall besonders große Bedeutung zu. Sie sei der einzige Weg, die Sterblichkeit der Betroffenen zu verringern.
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